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Nach einem Rückgang der Krebsdiagnosen im ersten Pandemiejahr rechnen Expert:innen in Zukunft mit einem Anstieg der Krebsneuerkrankungen. Was bedeutet dies für die Zukunft der onkologischen Versorgung und wie gehen wir mit der WHO-Prognose eines steilen Anstiegs von Krebserkrankungen bis 2050 um?
Rückgang der Krebsdiagnosen im ersten Jahr der Pandemie
Die jüngste Veröffentlichung des Krebsberichts für Deutschland offenbart eine Entwicklung, die Fragen aufwirft und die Bedeutung von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen unterstreicht. Während der ersten Hochphase der COVID-19-Pandemie wurde ein signifikanter Rückgang an diagnostizierten Krebserkrankungen verzeichnet. Ein Trend, der nicht nur in Deutschland, sondern in ähnlicher Weise auch weltweit festgestellt wurde. Doch dieser Rückgang ist keinesfalls ein Grund zur Entwarnung, sondern vielmehr ein Warnsignal, das Experten zufolge die potenziellen Auswirkungen von Lockdowns und der überlasteten Gesundheitssysteme widerspiegelt.
Folgende Gründe wurden für den Rückgang der Krebsdiagnosen im Jahr 2020 identifiziert:
- Verminderte Nutzung von Früherkennungsuntersuchungen
- Eingeschränkte Meldung und Verarbeitung in den Krebsregistern
- Verzögerte Abklärung von Symptomen aus Angst vor Ansteckung
- Vorübergehend eingeschränktes Angebot der medizinischen Versorgung
Noch unklar ist, ob diese Entwicklung die Prognose der betroffenen Patient:innen negativ beeinflusst.
Ausfall und Verschiebung der Krebsscreenings im ersten Pandemiejahr
Eine Studie mit über 15 Millionen bei der AOK versicherten Personen beleuchtet die Folgen dieser Entwicklung für das deutsche Gesundheitssystem. Die Daten zeigen, dass es im ersten Jahr der Pandemie zu einem besorgniserregenden Rückgang von Krebsvorsorgeuntersuchungen kam. Nicht nur, dass die Gesamtzahl der Untersuchungen zurückging, es wurden auch bedeutsame Unterschiede zwischen verschiedenen Screening-Programmen, Altersgruppen und Geschlechtern festgestellt.
Der stärkste Einbruch war beim allgemeinen Gesundheits-Check-up zu verzeichnen, der fast um die Hälfte weniger in Anspruch genommen wurde als im Vorjahr. Ausgeprägt war der Rückgang auch beim Screening auf okkultes Blut im Stuhl, beim Hautkrebs-Screening und bei der Koloskopie. Diese Zahlen sind alarmierend, bedenkt man die zentrale Bedeutung frühzeitiger Erkennung zur Steigerung der Überlebensraten bei Krebserkrankungen.
Interessanterweise ergab die Untersuchung, dass vor allem ältere Patient:innen auf die Vorsorgeuntersuchungen verzichtet haben. Das mag mit der Furcht vor Ansteckung und einem schweren Covid-19 Verlauf begründet sein. Aber auch der erschwerte Zugang zu Arztpraxen kann für Personen über 80 Jahren in dieser herausfordernden Zeit eine Rolle gespielt haben, auf die Vorsorgeuntersuchungen zu verzichten.
Außerdem bestätigt die Studie einen kleinen geschlechtsbezogenen Unterschied in der Nutzung von Vorsorgeangeboten: Vorsorgeuntersuchungen, die beide Geschlechter betreffen, wurde von Frauen weniger genutzt als von Männern. Das mag vielleicht daran liegen, dass Frauen häufiger als pflegende Angehörige tätig sind und sich in dieser Zeit vermehrt um die Versorgung von Familienmitgliedern gekümmert haben. Aber auch psychosoziale Belastungen können für die Vernachlässigung der eigenen Gesundheitsführsorge während der Pandemie in Frage kommen.
WHO erwartet enormen Anstieg der Krebserkrankungen bis 2050
Die ausgefallenen Screening-Untersuchungen trugen nach der Pandemie leider dazu bei, dass viele Krebserkrankungen erst in einem deutlich späteren Stadium diagnostiziert wurden. Auf dem 8. Brandenburger Krebskongress forderten Mediziner:innen auf, diesbezüglich Lehren aus der Pandemie für die Krebsfrüherkennung zu ziehen.
Deutschland steht aber generell aufgrund der Altersstruktur seiner Bevölkerung vor einem starken Anstieg von Krebsneuerkrankungen in den kommenden Jahren. Konkret wird zwischen 2015 und 2030 mit einer Zunahme um etwa 23 % gerechnet. Weltweit erwartet die WHO sogar eine Zunahme der Krebserkrankungen um 77 % bis 2050. Die Ursachen sind dabei schon identifiziert: Alkohol, Rauchen, Adipositas sowie Luftverschmutzung zu den Hauptrisikofaktoren. Auch hier wird der starke Anstieg mit einer höheren Lebenserwartung und einem vermehrten Bevölkerungszuwachs begründet. Dies ist eine Entwicklung, die sowohl die Gesundheitsvorsorge als auch das Versorgungssysteme vor neue Herausforderungen stellt und Fragen nach adäquaten Strategien aufwirft.
Die Konsequenzen dieser Entwicklung sind vielfältig: Zum einen müssen klinische Kapazitäten entsprechend angepasst werden, um die steigende Nachfrage nach Diagnostik, Behandlung und Vor- und Nachsorgeangeboten zu bewältigen. Zum anderen muss die Forschung intensiviert werden, um wirksamere Behandlungsmethoden und präventive Maßnahmen zu entwickeln. Ebenso wichtig ist es, die Bevölkerung über Risikofaktoren und die Bedeutung von Früherkennung aufzuklären.
Prävention und Vorsorge bei onkologischen Erkrankungen
40 % aller Krebsneuerkrankungen sind nach aktuellem Stand der Präventionsforschung vermeidbar. Der Schlüssel hierzu liegt in einer Verhaltensänderung: Stopp dem Tabakkonsum, Absage an ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel. Eine aktive Änderung dieser Gewohnheiten kann das Risiko, an Krebs zu erkranken, signifikant verringern. Wichtig ist es, dieses Wissen um die Prävention und Vorsorge in die Bevölkerung zu tragen – mit dem Ziel, Krebserkrankungen in Zukunft deutlich zu minimieren und frühzeitig zu diagnostizieren.
Eine wirksame Implementierung von Präventionsstrategien benötigt umfassende Aufklärungskampagnen, die die Bevölkerung über Risiken und Präventionsmöglichkeiten informiert. Dies könnte durch öffentliche Informationskampagnen, Gesundheitserziehung in Schulen und Betrieben erfolgen. Zudem ist der Zugang zu gesundheitlichen Angeboten wie Impfungen und Screening-Programmen zu erleichtern und präventive Leistungen sollten von Krankenversicherungen abgedeckt werden.
Bedeutung dieser Entwicklung für die ambulante Versorgung
Die Prävalenz von Krebserkrankungen nimmt zu. Diese Entwicklung stellt das Gesundheitssystem, insbesondere den Sektor der ambulanten Versorgung, vor neue Herausforderungen. Nicht zuletzt rücken präventive Maßnahmen und Untersuchungen in den Fokus, um die wachsende Zahl von Neuerkrankungen zu bekämpfen. Kosten, Ressourcenallokation und Patientenmanagement bilden dabei zentrale Themenbereiche.
Eine steigende Inzidenz von Krebsfällen bedeutet automatisch eine höhere Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen. Im ambulanten Bereich führt dies zu einer dichteren Terminplanung und oft zu längeren Wartezeiten, die sowohl die Patientenerfahrung als auch die Arbeitsbelastung des medizinischen Personals beeinflussen können. Zudem müssen diagnostische Einrichtungen wie MRTs und CTs, Laboratorien und Fachärzte für Onkologie vermehrt zur Verfügung stehen, um den höheren Bedarf zu decken.
Digitalisierung hilft bei der ambulanten Patientenversorgung
Wie aber diesen Herausforderungen in der (Arzt-)Praxis begegnen? In der modernen ambulanten Versorgung bieten digitale Tools ein enormes Potenzial, um Behandlungsprozesse zu optimieren und Ressourcen effizienter zu nutzen. Mit dem dubidoc Terminplaner wird die Terminvergabe in Arztpraxen revolutioniert. Unser digitales Terminmanagement ermöglicht nicht nur eine präzisere Koordination von Patiententerminen, sondern auch eine effektive Auslastung vorhandener Kapazitäten, was wiederum zu reduzierten Wartezeiten und einer verbesserten Patientenerfahrung führen kann. Der dubidoc Online Terminkalender ergänzt Ihr PVS, steuert effektiv die Patienten und trägt maßgeblich zur Wirtschaftlichkeit der Arztpraxis bei. Auch die Integration von Terminen für Videosprechstunden sind problemlos möglich.
Der positive Einfluss des Online-Terminkalenders spiegelt sich ebenso in der Arbeitsbelastung des medizinischen Personals wider: Durch die Automatisierung administrativer Aufgaben wird wertvolle Zeit für die direkte Patientenbetreuung freigesetzt, was gerade in der onkologischen Behandlung von unschätzbarem Wert ist. Darüber hinaus erleichtern digitale Tools die Vernetzung zwischen Arztpraxen und diagnostischen Einrichtungen, was zu einer schnelleren Übermittlung und Auswertung von Untersuchungsergebnissen führt und damit eine zeitnahe und gezielte Therapie ermöglicht.
Fazit: Aus der Vergangenheit lernen und sich für die Zukunft vorbereiten
Die Ergebnisse der Untersuchungen sind ein Weckruf für das Gesundheitssystem und unterstreichen die Notwendigkeit, robuste Strategien zu entwickeln, um die Kontinuität der Krebsvorsorge auch in Krisenzeiten zu gewährleisten. Durch innovative Ansätze, wie verstärkt angebotene Videosprechstunden oder Informationskampagnen zur Sensibilisierung, könnte die Teilnahme an Vorsorgeprogrammen stabilisiert und damit langfristig die Gesundheit der Menschen gesichert werden.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die COVID-19-Pandemie nicht nur direkte gesundheitliche Konsequenzen mit sich gebracht hat, sondern auch indirekt, durch die Vernachlässigung präventiver Gesundheitsleistungen, langfristige Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben könnte. Es ist daher entscheidend, die gewonnenen Daten als Chance für eine zukunftsfähige Umgestaltung des Vorsorgesystems zu begreifen.
Die vorausgesagten Zahlen an Krebsneuerkrankungen machen zudem deutlich: Der Kampf gegen Krebs ist ein dynamisches, gesamtgesellschaftliches Anliegen, das eine vorausschauende Gesundheitspolitik und kontinuierliche Anpassungen im Versorgungssystem erfordert. Daher ist es essentiell, dass Politik, Forschung und Gesellschaft gemeinsame Anstrengungen unternehmen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken – für eine Zukunft, in der Krebserkrankungen früh erkannt und effektiv behandelt werden können.